Spirituelle Gedanken zur Jahreslosung 2024                 von Patrik Scherrer lic. theol.

 

 

Jahreslosung 2024

 

 

 

 

Vorbild in punkto Liebe

 

Blau in Blau, punktuell mit anderen Farben durch-setzt, präsentiert sich das Bild zur Jahreslosung. Am deutlichsten sind ein raumhohes, kreuzähnliches Gebilde in dunkelblauer Farbe, ein weißes Kreuz mit ausgefransten Enden und ein schmetterlingsähnliches Herz zu erkennen.

 

Alle anderen Bereiche sind abstrakt dargestellt – Bewegung, Verdichtung, Konzentration, Aufhellungen, Herabkommendes assoziierend.

Hier wurde mit graphischen Mitteln etwas Nicht-Darstellbarem, etwas Unbegreiflichem, das aber doch alles intrinsisch bewegt, eine

andere Gestalt gegeben als das geschriebene Wort.

 

Blau steht durch seine farbliche Verwandtschaft symbolisch für den Himmel, für das Nicht-Greifbare, das uns Übersteigende und deshalb auch für unseren Glauben, der überall dort zum Tragen kommt, wo wir etwas für wahr halten ohne es methodisch beweisen zu können. 

Die Künstlerin hat somit ein Bild des Glaubens gemalt, in dem mit den „höheren Gnadengaben“ (1 Kor 12,31) Glaube, Hoffnung und Liebe etwas Überirdisches, Himmlisches,

ja Göttliches zum Ausdruck kommt.

 

Die punktuelle Konzentration und Verdichtung des Geschehens in der Mitte erinnert an Kreuzungen als Orte der Begegnung und des Austausches, aber auch an Orte des Kreuzens, der Konfron-tation, des Konflikts, des Aufeinanderprallens von verschiedenen Meinungen und Werten, an denen ein friedliches Zusammenleben auf Grund des eingeschränkten Platzes und dessen Verfügbarkeit auch in Aggression, Wut und Gewalt umschlagen kann.

 

In diese alltägliche Situation hinein sind die Christen von jeher gestellt. Gerade in herausfordernden Begegnungen ist die Liebe notwendiger denn je und es ist ihre gewaltfreie, alles sanft verwandelnde Kraft und im Menschen wirkende Energie gefragt. 

 

Das dynamische weiße Kreuz inmitten dieser Verdichtungen symbolisiert die friedenstiftende Gegenwart Jesu. Es erinnert die Vision des Johannes im Buch der Offenbarung (21,2a.3):

„Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; … Seht, das ist die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen

und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein.“

 

Jesus ist unser leuchtendes Vorbild in punkto Liebe. Er ist in allen Situationen schon vor uns da. Doch an uns ist es, seinen Impuls der Liebe aufzunehmen und konkret umzusetzen. 

Eine Stadt mit ihren vielen Kreuzungen, wie sie im Bild symbolisch von oben gesehen zu erkennen sein mag, bildet ein Beispiel dafür, wie gelebtes Miteinander nur mit Rücksicht, Vorsicht, Umsicht und Nachsicht – letztlich in Liebe – gut gelingen kann. 

 

Paulus listet die Eigenschaften und die Bedeutung der Liebe im Leben der Gläubigen insbesondere in Kapitel 13,4-8a des ersten Korintherbriefes auf: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“

 

Die Jahreslosung 2024 stammt aus den abschließenden Mahnungen des gleichen Briefes und erinnert und ermutigt, alles, was wir tun, in Liebe zu tun. 

 

Denn alles, was Jesus tut, geschieht in Liebe. In der Liebe sind wir Ihm am ebenbildlichsten. 

In der Liebe handeln wir wie Er und lassen Sein Reich auf Erden Wirklichkeit werden.

In der Liebe holen wir den Himmel auf die Erde. In der Liebe wird die Erde vom Himmel durchdrungen und wir eins mit Ihm.

 

„Die Gnade Jesu Christi sei mit Euch! Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus“

sind die den Brief und die Mahnungen abschließenden Worte an die Gemeinde in Korinth

(1 Kor 16,23-24). Wie den Korinthern ist auch uns die Gnade Jesu Christi verheißen, um seinem Vorbild der Liebe zu folgen und selbst Vorbilder in punkto Liebe zu sein.

 

 

Patrik Scherrer lic. theol / www.bildimpuls.de