Spirituelle Gedanken zur Jahreslosung 2020                 von Patrik Scherrer lic. theol.

 

„Ich glaube;

hilf meinem Unglauben!“

Markus 9,24

 

 

 

 

 

Glauben – Leben mit Gott!

 

 

 

Ein Vater bringt seinen an epileptischen Anfällen leidenden Sohn zu Jesus. Er ist verzweifelt, denn er hat ihn schon zu den Jüngern Jesu gebracht, aber sie hatten nicht die Kraft dazu, ihn zu heilen. Der unreine Geist war stärker und die Jünger mussten zusammen mit der großen Menschenmenge über sich ergehen lassen, dass Jesus sie eine ‚ungläubige Generation‘ nennt. Aber der Vater bittet Jesus: „Doch wenn du kannst, hilf uns; hab Mitleid mit uns!“ Worauf Jesus zu ihm sagte: „Wenn du kannst? Alles kann, wer glaubt.“ Da sagte der Vater des Jungen: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Jesus drohte nun dem unreinen Geist und sagte: „Ich befehle dir, du stummer und tauber Geist: Verlass ihn, und kehr nicht mehr in ihn zurück!“ Daraufhin warf der unreine Geist den Jungen zu Boden und verließ ihn. Da reichte Jesus dem Jungen die Hand und richtete ihn auf. (vgl. Mk 9,17-27)

 

 

 

Von diesem biblischen Kontext ist im gemalten Impuls nichts zu finden. Keine Menschenseele ist zu sehen, nur menschliche Bauten, ein Hochhaus, ein Schiff, eine Fabrik, Mauern. In der Bildmitte finden sich bogenförmige Elemente, die sich von den kleinen segelähnlichen Aufbauten des Schiffs zu feurigen Toren erheben. Nach hinten werden sie immer heller und führen letztlich durch die dunkelblaue Wand hindurch in eine rosarot gefärbte Welt. Hier ist eine Bewegung zu spüren, eine Strebsamkeit und Kraft, die farblich mit den beiden Symbolen am oberen Bildrand korrespondiert: links eine gelbe Sonne als Symbol des Lichts, der Erleuchtung und des Lebens; rechts eine rote Taube als Symbol für die Kraft des Glaubens. „Glaube verleiht Flügel“ heißt es, er befreit von Zwängen und begeistert, er macht frei, dynamisch, lebendig.

 

 

 

Der Glaube an Jesus lässt abheben. Er verleiht ungeahnte Kräfte, wie ein Psalmist bekennt: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern.“ (Ps 18,30) Im Bild erhält man den Eindruck, dass der Glaube an Jesus Mauern der Dunkelheit und des Unglaubens durchbricht, himmlische Öffnungen und Durchgänge zu neuen Lebensräumen schafft. Diese Sicht nach hinten – in die Tiefe des Bildes – führt zu Gott.

 

 

 

Doch von Gott führt der christliche Glaube immer wieder zur Erde und zu den Mitmenschen zurück. Der Glaube an Jesus befreit und ermutigt uns wie ein Schiff in unbekannte Gebiete aufzubrechen. Wer an Jesus glaubt, hat keine Angst mehr, berufen zu werden, neue und eigene Wege zu gehen, bei den Menschen zur Zeit und zur Unzeit Gottes Wort zu verkünden und seine Liebe zu bezeugen. Sie oder er hat keine Angst mehr, weil Jesus von innen her einen Halt gibt, der befähigt die Stürme und Widerstände des Lebens auszuhalten und nicht unter zu gehen.

 

 

Das Zeugnis und die Bitte: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ bringen schön das wundersame Zusammenspiel von Mensch und Gott zum Ausdruck. Der Mensch kann vieles allein. Aber wo er Jesus glaubt und auf Gottes Hilfe vertraut, vermag er viel mehr und es besser zu machen. Denn Gott greift wie im Bild das menschlich Mögliche (hier die Segel des Schiffes) auf und lässt in der Kraft seines Heiligen Geistes das Vorhandene über sich hinaus in die himmlische Sphäre hineinwachsen.

 

Patrik Scherrer, lic. theol., www.bildimpuls.de